Dein Land, mein Land

© Felix Breisach Medienwerkstatt GmbH

DEIN LAND, MEIN LAND

Landeskaiser wurden sie genannt, mit Talent zur Selbstironie; vor allem aber zeichnete sie Bürgernähe aus: jeweils rund ein Vierteljahrhundert lang haben Michael Häupl als Landeshauptmann von Wien und Erwin Pröll als Landeshauptmann von Niederösterreich die Geschicke „ihrer“ Länder gelenkt.

Erwin Pröll und Michael Häupl haben jeweils rund 25 Jahre lang die Geschicke von Niederösterreich bzw. Wien gelenkt; der eine als vielzitierter „Landesfürst“, der andere mitunter auch bodenständig „Burgamasta“ genannt.

Die beiden sind rund 50 Kilometer voneinander entfernt in Niederösterreich aufgewachsen: Erwin Pröll in Radlbrunn, Michael Häupl in St. Christophen. Die beiden Politik-Legenden können sich nicht nur auf denselben Heimat-Begriff einigen, sondern auch auf die Beatles, und selbst die berühmte Gretchenfrage „wie hältst du es mit der Religion?“ beantworten sie gleich. Dass beide politisch unterschiedliche Weltanschauungen vertreten, scheint nur eine Marginalie zu sein: „Ideologie ordnet sich der Freundschaft unter“, bekräftigen die beiden. Beide sind machtbewusst und fähig zur Selbstironie. Und sie waren immer ganz nah an den Menschen, deren Geschicke sie durch ihr Amt beeinflussten.

 

 

Balkone hatten immer schon große Symbolkraft. Michael Häupls Mutter überwachte vom Balkon aus hoch über dem Geschäftsportal der familiären Bäckerei das Geschehen auf der Straße. Pünktlich zum Glockenschlag um halb zwölf Uhr mittags und abends um sechs mussten die Kinder bei Tisch sitzen. Nicht weniger streng war das Regime im Hause Pröll. Was die beiden späteren Landeshauptmänner überdies seit frühen Tagen verbindet: Häupl wie Pröll waren Ministranten und so gibt der ehemalige Bürgermeister von Wien auch zu Protokoll, dass er die heimatliche Kirche bis heute immer wieder aufsucht. Das hat nicht zuletzt mit der katholisch-konservativen Weltanschauung des Vaters zu tun. Seine Großmutter indes erachtete selbst Heirat als etwas Sündiges. So mag es fast wundernehmen, dass Häupl alsbald beim Verband Sozialistischer Studenten Österreichs landete.

Erwin Prölls Glauben tief gefestigt hat ein Nahtoderlebnis, das er nach langem Bangen der Eltern mit knapper Not überstand. Als Kleinkind fiel er vom Kutschbock des väterlichen Fuhrwerks und geriet unter die Räder. Auch jugendliches Aufbegehren hatten beide späteren Politiker gemein. Sie ließen sich die Haare wachsen und waren Beatles-Fans. Michael Häupl war ein begabter Kicker, während Erwin Pröll von einer Karriere als Motorrad-Rennfahrer träumte.

Die Dokumentation von Felix Breisach führt zu schicksalsträchtigen Orten ihrer Kindheit und Jugend, nach Tulln, wo Erwin Pröll das Gymnasium besuchte, und nach Wien-Ottakring, das Michael Häupl zur neuen Heimat wurde.

 

Donnerstag, 09.07.2020
21:05 Uhr | ORF 2

Sonntag, 11.10.2020
21:20 Uhr | ORF III