Siegfried

© ORF/Felix Breisach Medienwerkstatt

SIEGFRIED

Der neue Ring an der Wiener Staatsoper

Dokumentation

Mime versucht, seinem Ziehsohn ein gutes Schwert zu schmieden, aber für den starken Knaben ist keine Waffe hart genug. Eines Tages dringt Siegfried mit einer bestimmten Frage in ihn. Aus der Beobachtung der Tierwelt hat er gelernt, dass zu einer Familie auch eine Mutter gehört. Da Mime ihm diese nicht bringen kann, sieht er sich gezwungen, dem auffahrenden Jüngling die wahre Geschichte seiner Herkunft zu erzählen. Auch zeigt er ihm die Stücke des Schwertes, das einmal sein Vater geführt haben soll. Siegfried befiehlt ihm sofort, daraus ein neues Schwert zu schmieden. Mit der Vorfreude auf die Waffe läuft er in den Wald hinaus.

Während Mime noch grübelt, wie er die Stücke schmieden soll, tritt ein Wanderer herein. Es ist Wotan, der das Streben der Welt nur noch als Zuschauer erleben will. Um dem unwirschen Schmied das Gastrecht abzutrotzen, setzt er sein Haupt „der Wissens Wette zum Pfand“. Der Zwerg macht dem Wanderer die Wette zu einfach: er fragt nach den Bewohnern in „der Erde Tiefe“ (die Nibelungen), auf „der Erde Rücken“ (die Riesen) und auf „wolkigen Höhen“ (die Götter). Auch vermag Mime zwei Fragen Wotans zu beantworten: Nach Wotans Wunschgeschlecht (die Wälsungen), und nach dem Schwert, das zu Fafners Tod taugt (Notung). Da der Schmied jedoch die dritte Frage nicht lösen kann – die Frage „wer wird aus den starken Stücken Notung, das Schwert, wohl schweißen“ – ist damit Mimes Haupt dem Wanderer verfallen („Nur wer das Fürchten nie erfuhr, schmiedet Notung neu“). Wotan, der Wanderer, überlässt es demjenigen, „der das Fürchten nicht gelernt“.

Siegfried, der zurückkehrt, fragt vergebens nach dem Schwert. Stattdessen muss er sich von Mime beschreiben lassen, was Furcht sei. Da er das nicht versteht, Mime aber ein vitales Interesse in Erinnerung an Wotan daran hat, dass Siegfried das Fürchten lernt, will er ihn zu einem „schlimmen Wurm“ führen, der ihm das Fürchten schon beibringen werde. Dazu bedarf es allerdings eines Schwerts. Siegfried, der nicht noch länger warten will, geht nun daran, sich selbst das Schwert Notung zu schmieden (Siegfrieds Schmiedelied). Damit hat er sich, im Unterschied zu seinem Vater Siegmund, dem es von Wotan in die Hand gespielt wurde, selbst seine Waffe geschaffen. Sie ist sein eigenes, freies Werk – eine Bedingung wäre damit erfüllt: dass nur ein freier Held, der aus sich selbst wirkt, die von Wotan ersehnte Tat vollbringen könne. Mime kocht indessen einen Trank, der Siegfried im entscheidenden Moment nach dem Drachenkampf die Besinnung rauben soll, sodass Mime ihn mit leichter Hand töten kann.

Indessen wacht Alberich vor der Höhle des Lindwurms Fafner und wartet auf den erhofften Drachentöter. Stattdessen erscheint Wotan. Die beiden Rivalen um die Macht der Welt stehen sich wieder gegenüber. Doch Wotan ist ein anderer als damals. Ihn interessiert der Ring, das Symbol der Macht, nicht mehr. Im Gegenteil: Er behandelt Alberich freundlich und bietet ihm sogar an, den Drachen aufzuwecken, damit er ihn vor dem Tod warnen kann. Fafner schlägt die Warnung in den Wind und schläft weiter. Wotan hat resigniert, er rät auch Alberich, allem seinen Lauf zu lassen: „Alles ist nach seiner Art, an ihr wirst du nichts ändern.“

Wotan verschwindet wie er gekommen war im Wald, Alberich schaut ihm zweifelnd nach. Mime und Siegfried treten auf. Mime zieht sich sehr bald, nach einigen Ratschlägen zum Kampf mit dem Drachen, zurück. Siegfried genießt die Stille des Waldes und beobachtet einen Vogel (‚Waldweben’). Er versucht, mit seinem Horn dessen Stimme nachzuahmen, weckt damit aber nur den Lindwurm. Es kommt zum Kampf zwischen den beiden ungleichen Gegnern. Nachdem Siegfried ihm Notung ins Herz gestoßen hat, bricht Fafner zusammen. Wohl erkennend, dass der Knabe den Plan eines anderen ausführt, und versöhnlich im Sterben, warnt Fafner seinen Bezwinger vor Mimes Hinterlist. Siegfried zieht das Schwert aus Fafners Brust, leckt unwillkürlich an dessen Blut und versteht plötzlich die Sprache der Vögel. Sie singen ihm zu, er solle jetzt auch den Nibelungenhort samt Ring und Tarnhelm in Besitz nehmen. Während er sich in die Höhle begibt, streiten Mime und Alberich vor dem Eingang um den Schatz. Höhnend weist Alberich jeden Gedanken an Teilung des Hortes oder gar die Abtretung des Tarnhelms von sich, Mime droht im Gegenzug, sein Recht auf die Beute mit Siegfried durchzusetzen. Die beiden Brüder trennen sich hastig, als Siegfried wieder im Eingang der Höhle erscheint. Mime begrüßt Siegfried heuchelnd als Held und will ihm zur Labung seinen Trank anbieten. Doch Siegfried hört, gewarnt vom Gesang des Waldvogels, auch in seinen Reden die böse heimliche Absicht heraus. Angewidert erschlägt er Mime. Im Hintergrund hallt Alberichs Lachen. Der Waldvogel weist Siegfried nun noch den Weg zum „herrlichsten Weib“, zu Brünnhilde.

Wotan ruft noch einmal Erda herauf, um bei ihr Rat zu suchen. Doch Erda zerfließt alles Wissen, sie kann ihm nicht mehr helfen. Da naht Siegfried. Wotan verstellt ihm den Weg. Er hält den Jüngling auf, indem er ihn nach der Herkunft des Schwertes fragt. Siegfried nennt es stolz sein eigenes, neu geschaffenes Werk und drängt immer mehr auf Wotan ein, den er nicht kennt und vor dem er keinerlei Respekt zeigt. Wotan setzt Siegfried zuletzt seinen Speer entgegen und gibt sich als der zu erkennen, der seinem Vater einst das Schwert zerschlug. Doch Siegfried weicht nicht und zertrümmert mit einem Schlag den Speer des Gottes. Wotan weicht – endgültig resigniert – dem Stärkeren, dem, der das Fürchten nicht kennt; der Weg zu Brünnhilde ist frei, mühelos durchschreitet Siegfried das Feuer und findet die schlafende Walküre. Er entfernt Helm und Rüstung, erkennt, dass es kein Mann ist – nie zuvor hat Siegfried eine Frau gesehen – und da kein Rufen hilft, küsst er sie mit einem langen Kuss wach. Brünnhilde erwacht, und beide erleben zuerst scheu, dann voll Angst und Furcht das Erwachen ihres Gefühls, der Liebe. Sie umarmen sich schließlich begeistert in einem rauschhaften Ausbruch der alles überwältigenden Liebe („leuchtende Liebe, lachender Tod“).

 

Besetzung

Siegfried: Stephen Gould
Wanderer: Juha Uusitalo
Brünnhilde: Nina Stemme
Mime: Herwig Pecoraro
Fafner: Ain Anger
Alberich: Tomasz Konieczny
Erda: Anna Larsson

Dirigent: Franz Welser-Möst
Inszenierung: Sven-Eric Bechtolf
Bühnenbild: Rolf Glittenberg
Kostüme: Marianne Glittenberg

Regie: Felix Breisach

 

Premiere: 27. April 2008
Reprisen: 1., 4., 8., 11. und 14. Mai 2008

Sonntag, 04.05.2008
10:00 Uhr | ORF 2

 


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